Chronik des TuS Marlen 1912 e.V.
Im ehem. Gasthaus Adler in Marlen, das im Jahre 2001 abgerissen wurde, gründeten der Zigarrenfabrikant Wilhelm Gründler, der Blechnermeister Adolf Scheer am 15.09.1912 den Turnverein Marlen. Die Patenvereine vom Turnverein (was damals durchaus üblich war) bildeten der Turnverein Eckartsweier und die Kehler Turnerschaft. Als Vorsitzender wurde Altmetzgermeister Josef Mang und als 2. Vorsitzender Josef Scheer gewählt. Auch schloss man sich zur selben Zeit im Ortenauer Turngau dem heute noch bestehenden Dachverband an. Im Adlersaal herrschte kurz nach der Gründung ein reger Turnbetrieb, der 1914 mit Beginn des ersten Weltkrieges leider ein jähes Ende fand.
Nach dem Weltkrieg kam mit den Turner Josef Scheer, Reinhard Muser und Herrmann Berl frischer Wind in den Adlersaal. Otto Fischer wurde zum Spielwart für den Hand- und Faustballsport bestimmt. Das Frauenturnen wurde im gleichen Jahr durch den Vorstand eingeführt. 1927 konnte man die erste Vereinsfahne weihen, die allerdings im zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Der Handball in Marlen hatte 1928 durch Alfred Fuchs seine Geburtsstunde. Ein Turnerspielmannszug wurde in dieser Zeit neu aufgestellt. Wer an dieser Stelle der Gründungsvater war konnte leider nicht mehr festgestellt werden. Mit dem Beginn des zweiten Weltkrieges musste wiederholt der gesamte Sportbetrieb eingestellt werden.
Nach dem Ende des Krieges wurde jede sportliche Betätigung durch die Besatzungsmacht strikt untersagt. Der 2. Vorsitzende Josef Fischer sowie der Oberturnwart Reinhard Muser blieben mit ihren Bemühungen um den Sport nicht erfolglos. 1946 konnte der Verein mit seinem heutigen Namen, Turn und Sportverein Marlen 1912 e.V. ins Leben gerufen werden. Erwähnenswert ist, dass 1946 für kurze Zeit die Fußballer der heutigen Sportfreunde Goldscheuer dem TuS Marlen angehörten. 1948 entstand auch eine Tischtennisabteilung. Im selben Jahr begann der Handball unter August Klem mit den ersten sportlichen Gehversuchen.
1952 feierte der Verein mit der 2. Fahnenweihe sein 40 jähriges Bestehen.
1953 wurde Eberhard Schäfer zum Abteilungsleiter Handball gewählt. Er begleitete als Vollbluthandballer fast 40 Jahre dieses Amt im TuS Marlen.
1954 gilt als Geburtsjahr der Narrhalla nelraM. Sie wurde anlässlich eines Preismaskenballs im Adlersaal gegründet. Ebenso war es die Geburtsstunde des Narrenrufs „nelraM Helau“. Als Sitzungspräsident amtierte Kurt Lutz, der zusammen mit Präsident Arthur Oertel die Geschicke der Narrhalla viele Jahre lenkte.
1957 war einer der großen Meilensteine in der Geschichte des TuS Marlen. Der Vorstand beschloss einen Hallenneubau. Gleich nach der Gründung eines Bauausschusses wurde die Halle mit immens viel Kraft und Aufwand bereits im Jahre 1958 fertiggestellt. Zur Finanzierung dieser Halle wurden beim TuS Marlen bis zu 40 Feste/Veranstaltungen pro Jahr organisiert und durchgeführt.
Die erste Prinzengarde formierte sich 1959 und anschließend 1960 die erste Frauengarde. Gründerin war in beiden Fällen Elsa Kruß. Sie stand dem TuS Marlen in mehr als 50 Jahre, nicht nur als Trainerin der Garden, sondern in erster Linie als Übungsleiterin im Bereich Turnen zur Verfügung. Ebenfalls bildete sich in dieser Zeit eine Bürgerwehr. So wie die Erste ist die heutige zweite Generation der Bürgerwehr fester Bestandteil im Programm unserer Prunksitzungen.
Im Handball machte sich der sportliche Ehrgeiz bemerkbar. Im Jahre 1960 stieg man aus der Kreisklasse in die Bezirksklasse auf. Auch der Spielmanns- und Fanfarenzug wurde in diesem Jahr wieder ins Leben gerufen. Ebenfalls in den 60iger Jahren wurde für die Abteilung Handball der Grundstein für eine herausragende Erfolgsgeschichte gelegt. Es entwickelte sich eine junge Mannschaft der es gelang, als Vizemeister der „Südbadischen A-Jugend“ die Runde abzuschließen. Diese A-Jugend sollte im Kern 1978 den TuS Marlen ins regionale Oberhaus des Handballs, in die „Südbadische Oberliga“ bringen.
Erstmals traten 1964 die nelraMer Finken in Aktion und sangen sich in die Herzen der Prunksitzungsbesucher. Die 60iger Jahre standen auch für Um- und Anbau an der Halle, (Verlegung des Eingangs, Garderobe- und Gymnastikraum). Des Weiteren musste eine Erweiterung des Sportfeldes geschaffen werden. Der neue Sportplatz konnte 1969 fertiggestellt werden.
Im Jahre 1971 erfolgte die Eingliederung in die Stadt Kehl. 1975 wurde die Halle an die Stadt Kehl übergeben. 1975 fand das erste Zeltlager in Schapbach „Auf der Steig“ statt. Arthur Müller hat dieses Freizeitangebot ins Leben gerufen. Bis heute wird dieses Abenteuer gleich zu Beginn der großen Ferien für unsere Jugend alljährlich angeboten.
1987 mit 3×11 der NHN wurde zum ersten Mal eine „Fressgass“ in der Kirchstraße veranstaltet. Auch der Narrenbrunnen wurde in diesem Jahr gebaut, welcher am 1. Mai 1988 feierlich seiner Bestimmung übergeben wurde.
In den 70igern wurde eine Prellball- und eine Damenhandballmanschaft gegründet. Der Sportplatz erhielt einen Grillplatz, das Kleinspielfeld einen Kunststoffbelag.1982 wurde in Verbindung mit dem 38. Ortenauer Gauturnfest das 70jährige Bestehen des TuS Marlen gefeiert.
1990 wurde die TG Hanauerland gegründet. Der TuS Marlen ist heute noch Stammverein dieser Turnergemeinschaft. Die TG Hanauerland turnt z.Zt. mit der ersten Mannschaft in der 3. Bundesliga. Im gleichen Jahr fusionierten die Handballer als Spielergemeinschaft mit der Kehler Turnerschaft. Die Grashoppers werden ein Teil des TuS Marlen. Damit wurde die Gruppierung Freizeit geschaffen, welche heute der Abteilung Turnen angegliedert ist. Es wird inzwischen auch Badminton und auch Tischtennis angeboten, somit kann ein großer Teil von freizeitlichen Sportmöglichkeiten abgedeckt werden.
Silvia Boschert wird in der Kampagne 1995/1996 zur ersten Sitzungspräsidentin der NHN gewählt.
1996 gründete unser ehem. Vorstand Karl Denne eine Walkinggruppe. Hier treffen sich viele begeisterte Sportler, welche gerne gemeinsam an der frischen Luft ihre Fitness durch „strammes Marschieren“ erhalten wollen.
2011 wurde die Häsgruppe der Hanfhechler ins Leben gerufen und getauft. Sie verbinden den traditionellen Karneval der NHN mit der schwäbischen alemannischen Fastnacht unserer Heimat und bereichern dadurch unser heimisches Brauchtum.
2012 hatte der TuS Marlen seinen 100jährigen Geburtstag. Dieses Ereignis wurde über 3 Tage mit einem großen Fest gefeiert.
Heute kann der TuS Marlen auf über 100 Jahre Sport, Brauchtum und Kultur zurückblicken. Turnen/Freizeitsport, Handball und Brauchtum bilden heute die Basis des TuS Marlen.
Unser Verein kann stolz sein auf alles was bisher geleistet wurde. Er muss sich aber am Wandel der Zeit anpassen, denn nur so ist gewährleistet, dass ein Traditionsverein weiter mit Leben erfüllt wird. Jeder Verein ist für unsere Gesellschaft ein Gewinn und ein Teil unsere abendländische Kultur. Der TuS Marlen bringt für alle Mitglieder und das in jedem Lebensalter mehr Lebensqualität, außerdem mehr Freude im gemeinsamen paritätischen Miteinander, egal ob beim Sport, beim Brauchtum, im Ehrenamt oder bei einer gemeinsamen Festlichkeit.
Autor: Rainer Schäfer